Dirofilariose –  Ehrlichiose –  Anaplasmose – Borreliose –  Babesiose –  Giardiose –  Leishmaniose

 

Allgemeines

Die sogenannten Mittelmeerkrankheiten (in Folge „MMK“) sind Krankheiten, die durch Zecken oder Sandmücken/Schmetterlingsmücken übertragen werden können. Da diese Krankheiten mittlerweile nicht nur im Mittelmeerraum auftreten, sondern auch in weiten Teilen Resteuropas, ist der Name „Mittelmeer“-Krankheiten eigentlich überholt.

Unsere Hunde werden deshalb vor Ausreise für eine Adoption oder Aufnahme in eine Pflegestelle auf die MMK Ehrlichiose, Babesiose, Dirofilariose und Anaplasmose sowie auf Borreliose durch einen Schnelltest getestet. Der Parasitenbefall Giardiose kann auf Wunsch zusätzlich getestet werden. Da ein negativ getestetes Tier jedoch keine Garantie dafür ist, das sich keine Erreger im Körper befinden bzw. das Tier sich kurz vor Ausreise infizieren könnte, raten wir allen Adoptanten, den Test auf alle Komponenten in einen Zeitraum von 3-6 Monaten noch einmal bei ihrem Tierarzt wiederholen zu lassen. Ein akut erkranktes Tier wird bei uns nicht zur Vermittlung angeboten, sondern erst vor Ort behandelt. Sollte jedoch vom Adoptant gewünscht werden, das erkrankte Tier in Deutschland zu behandeln, wird dieses natürlich berücksichtigt und wir können einer Ausreise nach Absprache zustimmen.

Wichtig:

Mit der nachfolgenden Beschreibung der Krankheiten möchten wir keine Ängste schüren, sondern nur zu diesem Thema aufklären. Alle diese Krankheiten sind, wenn frühzeitig erkannt, gut behandelbar und natürlich ist auch nicht jeder ausreisende Hund krank. Im Gegenteil, eine Erkrankung ist eher selten. Wir möchten trotzdem hier erklären, wer der Überträger der jeweiligen Krankheit ist, wie sich eine akute Erkrankung darstellt und welche Behandlungsmethoden man durchführen kann.

Alle Angaben ohne Gewähr! Bitte sprechen Sie in jedem Fall mit Ihrem Tierarzt, wenn Sie Fragen zu den Mittelmeerkrankheiten haben oder befürchten, dass Ihr Tier krank ist.

 

Dirofilariose (Herzwurmerkrankung)

Herzwürmer werden durch große Stechmücken, manchmal auch durch Zecken oder Flöhe übertragen. Auch eine Infektion im Mutterleib ist möglich. Von der Haut wandern die Larven der Herzwürmer in die Muskulatur, dringen in die Blutbahn ein und gelangen so bis zum Herz. Die Würmer leben dann in den Blutgefäßen und können diese verstopfen.
Die erwachsenen Würmer werden bis zu 30 cm lang und siedeln sich häufig in der rechten Herzkammer und in der von dort in die Lunge führende Arterie an. Es kommt zu Einschränkungen der Herzfunktion. Atemnot, Gewichtsverlust und chronischer Husten sind typische Symptome.

Ein Nachweis im Labor ist erforderlich.

Als effektive Behandlung haben sich Spot-On-Präparate (z.B. Stronghold oder Advocat) erwiesen, da es auch die übertragenen Filarien im Blut abtötet.
Große Würmer (Makrofilarien) müssen eventuell stationär behandelt oder operativ entfernt werden.

 

Ehrlichiose

Die Ehrlichiose wird durch Zecken übertragen. Häufig gehen Ehrlichiose und Babesiose Hand in Hand, da die betreffenden Zecken beide Erreger übertragen. Ehrlichiose ist in fast ganz Europa verbreitet (auch in Deutschland nimmt die Krankheit durch die Klimaverschiebung ihren Lauf). Die Inkubationszeit liegt bei 8-20 Tagen. Ehrlichien befallen die weißen Blutkörperchen und schädigen das Immunsystem. Die Symptomatik reicht von keinen Symptomen bis zu Juckreiz, Übelkeit, Gelenksbeschwerden, Fieber, Absinken der Thrombozyten (Blutungsneigung).

Ehrlichiose ist – rechtzeitig erkannt – durch eine mehrwöchige Antibiotika-Therapie sehr gut heilbar.

 

Anaplasmose

Der Erreger dieser Erkrankung, Anaplasma phagocytophilum, ist ein Bakterium, das zur Gruppe der Rickettsien (Organismen, die sich in Zecken, Flöhen, Milben, Läusen etc. befinden) gehört. Die Übertragung des Krankheitserregers erfolgt durch den Stich einer auch bei uns beheimateten Zeckenart, dem Holzbock. Nach der Infektion befallen die Anaplasmen bestimmte weiße Blutzellen, vermehren sich in ihnen und zerstören sie. Es kann zu massiven Folgeschäden kommen.

Symptome für eine Anaplasmose sind allgemeine Müdigkeit und Lustlosigkeit, Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen, Gelenkschwellungen und Lahmheit. Bei vielen Hunden kommt es zu Fressunlust und Gewichtsverlust. Zudem kann es zu verstärktem Durst kommen. Häufig kommt es bei einer Anaplasmose zu einer Vergrößerung von Leber, Milz oder Lymphknoten. Diese werden dann festgestellt, wenn das Tier sich im Bauchbereich oder an den Lymphknoten plötzlich nicht mehr anfassen lässt oder bei Druck (wie beim Abtasten) Schmerzen zeigt. Im späteren Verlauf der Anaplasmose können Blutungen der Hirnhäute und Schäden an den Augen (Netzhautablösung, Blindheit) auftreten. Als Komplikation kann es zu Hirnhautentzündung, Atemnot und Organversagen kommen.  Die Anaplasmose kann tödlich verlaufen, die Sterblichkeitsrate unter Tieren ist aber gering. Gleichzeitige Erkrankungen mit Borreliose können vorkommen, da beide Krankheiten von der gleichen Zecke übertragen werden. In diesem Fall sind die Symptome heftiger ausgeprägt.

Die Anaplasmose kann mit einem Schnelltest diagnostiziert werden. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika über mehrere Wochen. Ein Impfstoff gegen Anaplasmose bei Haustieren ist nicht vorhanden.

 

Borreliose

Wie bei anderen Krankheitserregern gibt es bei der Borreliose verschiedene Unterarten, von denen nicht alle dem Hund gefährlich werden können. Die wichtigsten Vertreter sind Borrelia burgdorferi sensu stricto, Borrelia afzelii und Borrelia garinii. Gegen diese drei ist ein Impfschutz beim Hund möglich. Die Borrelien werden von Zecken übertragen und sitzen in deren Darm. Strömt Blut (z.B. vom Hund) ein, durchdringen sie die Darmwand und wandern in die Speicheldrüse, von wo aus sie an den Hund abgegeben werden. Dieser Prozess dauert 16-24 Stunden. Nach dem Zeckenstich breiten sich die Bakterien allmählich über den Blutkreislauf im Körper des Hundes aus und können vor allem die Gelenke, in einzelnen Fällen auch Organe und das Nervensystem befallen.

Das Immunsystem reagiert im Vergleich zu anderen bakteriellen Erkrankungen spät auf die eindringenden Borrelien. Meist treten erste unspezifische Symptome erst 4-6 Wochen nach dem Zeckenstich auf. Der betroffene Hund ist dann matt, appetitlos und hat Fieber bis 40,5°C. Beim Menschen bildet sich in 90 Prozent der Fälle um die Einstichstelle die typische, sich ringförmig ausbreitende Hautrötung (Wanderröte). Dieses eindeutige Symptom fehlt beim Hund in der Regel oder ist durch das Fell verdeckt. Deshalb wird die Erkrankung oft erst in einer späteren Phase erkannt.

Bei einigen Hunden gelingt es dem Immunsystem nicht, den Erreger ganz zu beseitigen, so dass ein zweiter Krankheitsschub – nach Wochen bis Monaten – schmerzhafte Entzündungen der Gelenke mit sich bringt. Meist sind verschiedene Gelenke wechselnd betroffen, vor allem die Gelenke an den Vorder- und Hinterbeinen. Typisches Symptom: der Hund lahmt, vor allem nach dem Aufstehen. Weitere Symptome sind Fieberschübe, Appetitlosigkeit und Muskelschmerzen. In einzelnen Fällen wurden Schädigungen des Herzens und der Nieren bis zum tödlichen Nierenversagen beobachtet. Von Letzterem sind insbesondere Berner Sennenhunde und Golden Retriever betroffen.

Eine Therapie sollte so früh wie möglich einsetzen. Wer entsprechende Symptome an seinem Hund feststellt, kann beim Tierarzt einen Schnelltest veranlassen. Neuere, so genannte C6-Antikörpertests unterscheiden zwischen einer akuten Infektion und einem Antikörperspiegel durch eine Impfung. Bestätigt sich der Verdacht, wird dem kranken Hund in der Regel über vier Wochen ein geeignetes Antibiotikum verabreicht. Verläuft die Krankheit schleichend oder ist schon weiter fortgeschritten, ist die Behandlung jedoch nicht immer erfolgreich. Spätschäden und chronisch wiederkehrende Beschwerden sind möglich.

Deshalb rät die Ständige Impfkommission für Tiermedizin (StIKo Vet.) dazu, Zecken zeitnah zu entfernen, Zeckenschutzmittel einzusetzen und gefährdete Hunde gegen Borreliose impfen zu lassen.

 

Babesiose

Babesiose wird durch bestimmte Zeckenarten (Rhipicephalus und Dermacentor) übertragen, die mittlerweile schon in großen Teilen Europas heimisch sind (u.a. auch in Süddeutschland). Deshalb ist es schon längst keine Mittelmeerkrankheit mehr.

Die Erreger, Babesien (Einzeller) genannt, befallen die roten Blutkörperchen und zerstören sie.
Die Symptome sind je nach Krankheitsverlauf und -heftigkeit unterschiedlich und deswegen für Tierärzte oft schwer zu diagnostizieren.

Einige typische Symptome sind:
Stark beeinträchtigtes Allgemeinempfinden, Apathie, Mattigkeit, Fieber, blasse Schleimhäute, Lähmungen, Bewegungsstörungen, abmagern, Milz und/oder Leberwerte nicht im Normbereich, manchmal Hautveränderungen. Sollten Hunde solche Auffälligkeiten zeigen, bitte unbedingt auf Babesiose testen lassen. Zu spät erkannte Babesiose kann tödlich enden. Früh erkannt, ist sie durchaus heilbar!

ACHTUNG: ein Hund der positiv auf Babesien getestet wurde, muss SOFORT behandelt werden. Häufig kommt es durch den Babesienbefall zu Kreuzreaktionen und auch andere Titer sind erhöht. Das bedeutet nicht zwingend, dass der Hund mehrere Krankheiten auf einmal hat. Babesien sind nicht von Hund zu Hund oder Hund zu Mensch übertragbar. Nur diese besondere Zeckenart aus dem Süden ist der Überträger. Scalibor-Halsbänder sind wie bei anderen Zeckenarten und Sandmücken (Überträger Leishmaniose) auch hier eine bewährte Präventionsmaßnahme (in den Gegenden, in denen es nötig ist).

 

Giardiose (kann auf Wunsch getestet werden)

Giardien sind Einzeller, die hauptsächlich durch die Aufnahme von verunreinigtem Trinkwasser in den Wirtskörper (hier Hund) gelangen. Hartnäckiger, schleimig gelblicher (manchmal auch blutiger) Durchfall ist ein typisches Symptom.
Auch starker Juckreiz kann auftreten, was oftmals zu Fehldiagnosen führt.

Giardien gibt es nicht nur im südlichen Europa, sondern treten auch in Zwingeranlagen z. B. von Tierheimen in Deutschland öfters auf – meistens im Sommer oder Herbst.

Panacur (Fendabendazol) ist das Mittel der Wahl. Im gleichen Haushalt lebende Tiere sollten präventiv ebenfalls mit Panacur behandelt werden (laut Packungsbeilage).
Bitte sprechen Sie in jedem Fall vor der Gabe von Panacur mit einem Tierarzt, der Erfahrung mit Giardien hat.

 

Leishmaniose (kann auf Wunsch getestet werden)

Auch die Leishmaniose zählt zu den Mittelmeerkrankheiten und muss oft ein ganzes Leben behandelt werden, da sie bei einer Nicht-Behandlung zu schweren Organschädigungen beim Hund führen kann. Mit dem richtigen Medikament (nachzulesen im weiteren Verlauf dieser Seite) kann der Hund ein normales unbeschwertes Leben führen und ein normal hohes Lebensalter erreichen.

Wichtig zur Diagnose ist ein großer Bluttest. So genannte Schnelltests sind hier für nicht zu empfehlen und meist nicht aussagekräftig genug.

Leishmaniose ist eine Krankheit, die von einigen Tierärzten leider manchmal vorschnell diagnostiziert wird, wenn ein Hund aus dem Süden kommt. Leider werden dadurch andere Infektionskrankheiten außer Acht gelassen und oft kommt es zu Schwersterkrankungen, weil die falsche Diagnose gestellt und somit falsch behandelt wird.

Leishmaniose darf keinesfalls unterschätzt werden, aber nicht jeder rumänische Hund mit Durchfall oder Hautveränderungen leidet automatisch daran. In Mitteleuropa wird die Leishmaniose als klassische tropenmedizinische Infektionskrankheit gesehen. Sie nimmt derzeit stark zu und durch den wachsenden Tourismus in die Mittelmeerregionen steigt auch in Deutschland, der Schweiz und Österreich die Zahl der Leishmaniosen bei Mensch und Tier.

Die Leishmanien können nur durch Sandmücken der Gattung Phlebotomus übertragen werden – ähnlich wie bei der Malaria, wo die Übertragung nur durch eine weibliche Stechmücke der Gattung Anopheles erfolgt. Hin und wieder wird behauptet, dass Leishmanien durch Zecken, Flöhe, andere Mückenarten oder Milben, durch Beißereien zwischen Hunden oder durch Speichel übertragen werden. Diese Aussagen sind schlichtweg falsch und nicht dokumentiert!

Diese Sandmücken wurden in Deutschland bereits 1999 entdeckt.

Durch den nächtlichen Stich der Sandmücke werden die Leishmanien zunächst unter der Haut und dann über das Blut in weitere Organe (Milz, Leber, Knochenmark) verbreitet. Krankheitsanzeichen treten oft erst Wochen, Monate oder Jahre nach der Ansteckung auf. Das Ausmaß reicht von Hautrötungen bis zu eitrigen Geschwüren, die nur schwer oder nicht heilen; Nasenbluten, unstillbarer Durchfall und allgemeine Trägheit (u.a.) runden das Bild ab. Es gibt aber keine typischen Symptome, die ausschließlich auf Leishmaniose deuten.

Eine Blutuntersuchung in Verbindung mit einem großen Blutbild gibt Aufschluss über die Schwere der Erkrankung. In letzter Zeit wird in Deutschland vermehrt festgestellt, dass falsch positive Ergebnisse auch zustande kommen können, wenn Babesiose und Ehrlichiose vorliegen, d.h, die Tiere sind häufig nicht an Leishmaniose erkrankt, sondern es kommt anscheinend bei der Austestung zu Kreuzreaktionen in der Diagnostik.

Die Art der Behandlung der Leishmaniose hängt von der Schwere der Erkrankung sowie von der genauen Erregerart und dem Ort der Infektion ab.

 

Quellennachweis: Auszüge von Tierschutzverein Europa (mit Genehmigung) und wikipedia.org